In unserer hektischen und stressigen Zeit sucht der Mensch Erholung und Ausgleich in den verschiedensten Bereichen. Doch auf keinem Fleck der Erde kann man besser Kräfte für den Alltag sammeln als in der mächtigen Bergwelt, die uns in ihrer imposanten Ursprünglichkeit über die Vergänglichkeit hinwegtäuscht. Dort fühlt sich der Wanderer oder Bergsteiger dem Himmel ein Stück näher und auf dem Gipfel kann er die Urkräfte förmlich einsaugen. Schon der deutsche Philosoph Arthur Schoppenhauer betrachtete das Gebirge mit Ehrfurcht, weil es scheinbar „allein dem Verfall trotzt“.
Die Wiege des Bergsteigens befindet sich in den Hohen Tauern, dem Herzstück der österreichischen Alpen. Dort wurde bereits 1761 der 3.251 m hohe Ankogel als erster vergletscherter Alpengipfel bestiegen. Der 1.800 Quadratkilometer große Drei-Länder Nationalpark Hohe Tauern erstreckt sich auf die österreichischen Bundesländer Kärnten, Salzburg und Tirol.
Nachdem der Nationalpark Hohe Tauern zu den großartigsten Gebirgslandschaften der Erde zählt und es dort unzählige Gipfel über 3.000 m gibt sowie tausende Tier- und Pflanzenarten, gibt es natürlich zu jeder Jahreszeit die verschiedensten Möglichkeiten der Erkundungen und Entdeckungen.
Der Startpunkt für die täglichen Touren kann eine Skihütte in Silberleiten sein. Die Hütten liegen auf 1700 m und bieten Platz für 6 bis 16 Personen. Auch eine Ferienwohnung in Königsleiten bietet sich als Unterkunft an.
Im Sommer startet man bei Sonnenaufgang begleitet von dem Klang der Kuhglocken auf den Almen zu einer der herrlichen Bergtouren von beschaulichen Talwegen bis hinauf zu den Höhenwegen in die Gipfelregionen. Hier gibt es dann verschiedene Schwierigkeitsgrade. Eine hochalpine Tour führt z. B. auf einen der bekanntesten und beliebtesten Berge der Ostalpen und die höchste Erhebung der westlichen Hohen Tauern, nämlich auf den Großvenediger. Als König der der Hohen Tauern gilt der mit 3.798 m Großglockner, der damit der höchste Berg Österreichs ist und dessen Besteigung ebenso eine hochalpine Tour ist. Natürlich gibt es aber auch mittelschwere Bergtouren und Familientouren, wie beispielsweise die Leitenkammerklamm im Wildgerlostal. Diese Tour startet mit einem Streichelgehege und einem Kinderspielplatz am Gasthaus Finkau. Anschließend geht´s hoch zur Trisslalm, vorbei an einem wunderbaren Wasserlauf mit Wasserfällen und Aussichtskanzeln, damit der Aufstieg nicht langweilig wird und richtig Spaß macht. Interessant sind auch Naturlehrwege oder z.B. auch der Planetenweg in Königsleiten am Gerlos-Pass.
Ein einmaliges Erlebnis sind natürlich die weltbekannten Krimmler Wasserfälle, die mit einer Gesamthöhe der drei Fallstufen von 380 m zu den eindruckvollsten und höchsten Europas zählen. Bis zur obersten Fallstufe führt ein mit Aussichtskanzeln ausgestatteter Wanderweg entlang, so dass man dieses großartige Naturschauspiel hautnah erleben kann.
Aber auch die Radfahrer und Mountainbiker (wie der Name schon sagt) kommen im Nationalpark Hohe Tauern auf ihre Kosten. Es werden vielzählige Alpenüberquerungen wie die Moutainbike-Transalp über die Hohen Tauern bis zur Adria angeboten. Auf ca. 230 Mountainbike-Kilometer kann man sich in der Zillertal Arena, die auch den Beinamen „Bike Arena“ führt, nach Herzenslust austoben.
Das Radfahren im Tal ist nicht weniger reizvoll. Es bietet sich hier der grenzüberschreitende Tauernradweg als die interessanteste Radtour in Europa an. Er ist 270 km lang und führt von Krimml über die Mozartstadt Salzburg vorbei an zahlreichen Sehenswürdigkeiten und Naturdenkmälern bis in die Dreiflüssestadt Passau.
Die letzten Wochen hatten es in sich. Nach dem kühlen Juni, Juli gab es ab Mitte August dann endlich Rekordtemperaturen bis 37 Grad in Deutschland. Wohl dem, der da wie ich in den Bergen Österreichs unterwegs war. Beim Wegfahren von der Skihütte zeigte der Temperaturanzeiger im Auto stolze 25 Grad an, und dieses bei einer Höhe von 1700m. Schnell waren wir in Königsleiten und fuhren mit der Gondel hoch zur Königsleitner Spitze. Beim Austeigen kam uns eine wohlige Priese geschmeidiger Luft entgegen. Schnell war mir klar – wir sind im Vorteil, weil wir nicht schwitzen müssen. Wir marschierten hoch zum Gipfelkreuz und genossen die Aussicht, da klingelte plötzlich das Handy. Mein Sohn schilderte mir in wüsten Schilderungen, wie unerträglich doch die Hitze bei Nacht wäre und dass man kaum schlafen könnte. „Also ich schlafe gut“ sagte ich zu ihm. „Bei uns in der Skihütte hat es in der Nacht sehr angenehme Temperaturen und die Hitze verschwindet so schnell wie sie morgens gekommen war“. Natürlich bedauerte ich ihn noch eine kurze Weile, aber insgeheim war ich doch froh jetzt nicht einen Badeurlaub in Südeuropa gewählt zu haben. So genoss ich weiter das laue Lüftchen und ging mit einen schmunzelnden Gesichtsausdruck und der Gewissheit den richtigen Zeitpunkt für unseren Wanderurlaub gewählt zu haben weiter. Mein Wanderkollege stolzierte trotz seines unpassenden Schuhwerks munter drauf los. In seinen ausgelatschten Sandalen gab er munter das Tempo vor und dieses wurde zusehends immer schneller, da die „Larmachalm“ bereits von weitem zu erkennen war, und somit auch die nötige flüssige Abkühlung in Sichtweite kam. Bei einem schönen kühlen Getränk saßen wir dann auf der Terrasse der Einkehralm und genossen den Blick auf die wunderschöne Bergwelt und auf den glitzernden See. Was bin ich froh, dass ich jetzt hier bin und nicht daheim. Prost!